Amazone 1

Im Werk Gisela Eufes überwiegen weibliche auf Sockeln stehende Figuren. Verschiedene Körper sind dargestellt, junge, alte, massige oder grazile. »Das Bedeutungsspektrum dieser Frauenfiguren ist groß. Es ist das Zeugnis eines fiktiven Rollenspiels« (Bernd Altenstein). Die weiblichen Figuren verharren in Posen. Die Beine sind häufig eng aneinander geschmiegt. In den Körpern scheint der Augenblick einer Bewegung eingefroren zu sein. In ihm steckt noch die Unruhe des Tanzes und das Fließen der Haare. Gisela Eufe folgt in ihrer Skulpturauffassung diesbezüglich Lessings Mitte des 18. Jahrhunderts formulierten Diktum: Da die bildende Kunst als Raumkunst keine Handlungsabläufe gestalten könne, solle sie den „fruchtbaren Augenblick“ zur Darstellung bringen. Die formale Lösung ihrer Verbindung von statischer Ruhe und »Bewegtheit« erinnert an die Figuren Alberto Giacomettis. Giacomettis Formensprache speist sich aus der sogenannten primitiven Kunst, die mit Vitalität und Lebenskraft konnotiert ist, und aus antiken Kunstwerken

Thalia

Der sumerische, ägyptische und frühgriechische Skulpturenstil gibt »dem Flüchtigen Dauer, überführt die individuelle in eine allgemeine Form, ohne das Naturvorbild, die »Vision von Wirklichkeit« aufzugeben«. Der Typus der stehenden weiblichen Figur mit an den Körper gepressten Armen wurde in Ägypten ausgebildet. Die Figuren waren bemalt und bekleidet dargestellt. Im archaischen Griechenland wurde dieser Typus formal beibehalten, allerdings blieb die Skulptur unbemalt und nackt und damit einer individuell-persönlichen Deutung enthoben.

Prof. Dr. Elke Bippus